Mein Musik-Dilemma: Digitale Musik erwerben

Leute, die mich kennen, wissen, dass ich immer schon eine idealistische Denke habe und mich nicht mit allem abfinde, was so gerade gemacht wird. In Sachen Konsum schlägt sich das auch nieder und ich bin einer der Menschen, der lieber selten Fleisch isst und wenn, dann eher teures Steak vom Metzger holt, als das billige, abgepackte vom Supermarkt. Genauso verhalte ich mich auch beim Einkauf von Games, die ich lieber bei Humble kaufe, als bei Steam, weil ich dann gleich noch für einen guten Zweck spende. Und da ich ein Musik-Liebhaber bin, versuche ich auch beim Kauf von Musik drauf zu achten, dass möglichst viel meines Geldes beim Künstler landet, als bei den großen Studios und Verkaufsplattformen. Nur stoße ich gerade beim Thema Musik oft an Grenzen und Hürden, über die ich hier mal etwas genauer eingehen möchte.

Ich bin ein großer Fan von Plattformen wie Bandcamp, denn diese Plattformen wurde gezielt für Indie-Musiker entworfen, die sich keinem Knebel-Vertrag unterwerfen möchten, sondern einfach nur ihre Kunst für jedermann anbieten möchten. Mit großer Freude sehen ich bei Bandcamp auch immer wieder, dass viele meiner Lieblingsbands dort landen. So kann ich einfach die Alben und Lieder Probehören und bei Bedarf mit wenigen Klicks auch an die Dateien komme, um mit möglichst hoher Sound-Qualität sie auch auf meinem Smartphone unterwegs anhören zu können. Unterwegs höre ich inzwischen am häufigsten Musik. Manche Bands bieten ihre digitalen Alben auch in Eigenregie auf ihrer Website oder über kleine unterstützenswerte Labels an, auf deren Seiten man meist auch recht einfach die Lieder und Alben beziehen kann.

Doch ich stoße mit meinem bevorzugten Einkaufsschema immer wieder an Grenzen. Manche, meist bekanntere Bands, verkaufen ihre Alben nämlich nicht über kleine feine Labels oder Plattformen, sondern benutzen ausschließlich die beliebtesten Verkaufs-Plattformen: iTunes, Amazon oder Google Play Music. Und, ihr habt es schon geahnt, ich meide diese Plattformen wo es nur geht. Meine Abneigung gegen diese Global-Players möchten ihr hier allerdings nicht ausführen, denn das ist eine andere Geschichte, die bestimmt irgendwann auch mal erzählen werde.

Nun war es wieder mal so weit, denn eine meiner Lieblings-Bands ARCHIVE hat ein neues Album veröffentlicht, das ich natürlich gerne in meiner (digitalen) Sammlung hätte. Kaufmöglichkeiten, soweit ich das jetzt recherchiert habe: iTunes, Amazon, Google Play und sonst leider nichts. Da ich den großen Plattformen nie wirklich eine Chance gegeben habe, wollte ich das eben ausnahmsweise mal tun, weil vielleicht sind sie ja gar nicht so schlimm, wie ich denke.

Die Hürden von Google Play Music
Ich wollte mir 2013 an meinem Geburtstag auf die Schnelle das neue Pelican-Album schenken, dass am selben Tag veröffentlicht wurde. Ich wählte damals Google Play aus, da ich ja auch ein Android-Smartphone benutze und ich die Möglichkeiten mal austesten wollte. Der Kauf geht natürlich wunderbar schnell und einfach von statten, aber dann kamen die Probleme. Nach dem Kauf, konnte ich das Album über die Google-App jederzeit streamen, was Zuhause mit WLAN okay wäre, aber ich möchte ja unterwegs hören, ohne gleich mein Datenvolumen zu knacken. Also suchte ich die Download-Option, die unter dem Label „Offline hören“ zu finden ist. Ein Klick später lud mein Handy die Dateien herunter und ich konnte sie über die Google-App nun auch offline hören. Nächster Punkt: Die Dateien auf meiner externen Festplatte in meine Musik-Sammlung einfügen. In der App selbst wurde ich nicht fündig, wie ich sie exportieren konnte, also Handy an den Laptop gestöpselt und manuell rüber ziehen. Ich brauchte einige Zeit, sie in den Wirren der Google-Ordner-Struktur ausfindig zu machen, denn die einzelnen Dateien sind nicht mit Interpret und Lied-Titel gekennzeichnet. Sie tragen alle einen generischen Dateinamen wie „vfg54hshazs2368d.mp3“. Da es das einzige Album in meinem Google-Ordner war, habe ich sie schnell identifiziert. Erstaunlicherweise besaßen die Dateien keinerlei Meta-Daten und externe Player zeigen mir nicht an, um welches Lied es sich handelt. Das musste ich alles von Hand hin zu fügen!

Das ganze läuft über einen PC etwas besser ab. Google möchte, dass ich ihren Music Manager installiere, indem ich dann meine gekaufte Musik in einen Ordner meiner Wahl herunterladen kann und diesmal auch mit ordentlichen Dateinamen und Metadaten. Ein direkter Download von der Weboberfläche ist auch möglich, allerdings ist dieser auf zwei Downloads pro Titel beschränkt.

Qualität der Dateien: 320 kBit/s

Mein Fazit: Wer ausschließlich Google Music mit seinem Smartphone benutzt, hat kaum Probleme, wer mehr will, muss erst Mal Suchen und sich alles so hin biegen, wie er es gerne hätte. Über die Web-Oberfläche geht es einfacher, aber hier wird einem erst Mal wieder Software aufgezwungen, die man eigentlich nicht benötigt.

Die Hürden von Amazon
Gut, um das im Anreißer genannte Album von Archive zu kaufen, versuchte ich mein Glück bei Amazon, die ja fast alles auch zum digitalen Download anbieten. Das Kaufen an sich geht natürlich super schnell, jedoch habe ich das Album dann auch erst mal nur zum Streamen, aber ein Download-Button gibt es direkt darunter. Jetzt will Amazon aber, dass ich die Player-App von ihnen runterladen soll. Runtergeladen, mit den Amazon-Daten eingeloggt und direkt auf Download geklickt. Soweit so gut. Um die Dateien jetzt selbst zu verwalten muss ich meine Festplatte durchsuchen, um die Dateien ausfindig zu machen. Von dort aus konnte ich dann die Dateien frei überall hin kopieren und auch die Metadaten waren vorhanden.

Qualität der Dateien: 242 kBit/s

Mein Fazit: Umständlich, aber etwas einfacher als bei Google. Werde ich auch in Zukunft nur wieder machen, wenn es nicht anders geht.

Die Hürden von iTunes
iTunes, eine meiner größten Hassobjekte der digitalen Welt. Meine genaue Motivation Apple zu hassen, will ich hier auch nicht ausführen. Aber um mit zu reden, habe ich mich nach Jahren mal wieder mit diesem Programm/Dienst beschäftigt. Das erste was mir auffällt, ist, dass iTunes erst mal verlangt, dass ich es herunterlade und installiere. Da gibt es per Browser keinerlei Infos, was denn die Dateien überhaupt kosten sollen oder ob es sie überhaupt dort zu Kaufen gibt. Erst Installieren, dann schauen, ob man überhaupt kaufen möchte. Da sind Google und Amazon schneller an mein Geld gekommen.

Nach dem Installieren und dem Durchstöbern habe ich mein gewünschtes Album gefunden und soll mich nun zum Kaufen einloggen. Jedoch soll ich meine Sicherheitsfragen beantworten, die ich anno 2010 mal angelegt habe und nie gebraucht habe. Gut, Sicherheit muss sein… und nach sieben Mal Kaufbestätigen Klicken, einem Nutzungbedingungen bestätigen und den Computer autorisieren werden meine Dateien endlich runter geladen. Und ich dachte iTunes wäre eine nutzerfreundliche Plattform!? Nach kurzem Suchen auf der Festplatte habe ich die Dateien (im m4a-Format, nicht mp3) gefunden und kann sie frei woanders hin kopieren.

Mein Fazit: Nervig umständlich und gar nicht so einfach, wie es den Anschein erweckt, wenn man einmal in seinem Leben in iTunes kaufen möchte. Das die Dateien im Apple-Format sind nervt, aber konvertiert sind sie ja bei Bedarf recht schnell.

Qualität der Dateien: 261 kBit/s

Die Preise (Stand: Januar 2015):

Peter Licht – Lieder vom Ende des Kapitalismus
iTunes: 9,99€ (261 kBit/s)
Amazon: 8,49€
Google: 8,49€

Pelican – Forever Becoming
iTunes: 7,99€
Amazon: 7,92€
Google: 6,99€ (320 kBit/s)

Archive – Axiom
iTunes: 7,99€
Amazon: 6,93€ (276 kBit/s)
Google: 6,93€

Und jetzt?
Und was hat mir das jetzt gebracht? Ich wurde bestätigt. Während es einem Amazon noch recht einfach macht digitale Musik zu kaufen, werfen Google und vor allem iTunes dem geneigten User doch einiges an Hürden in den Weg. Alle drei sind jedoch DRM-frei, was sehr löblich ist. Preislich ist dann iTunes oft nen Euro teurer. Doch, was besonders audiophile beschäftigen wird: Nur bei Google bekam ich MP3s mit 320 kBit/s, die andren beiden waren leider darunter. Verlustfreie Dateien habe ich auf Anhieb bei allen drei Diensten nicht gefunden bzw. der Hinweis auf die Qualität fehlt leider auch vor dem Kauf.

Und wenn ich jetzt meine Lieblingskaufplattform Bandcamp zum Vergleich heran ziehe, müssen sich alle drei großen Dienste geschlagen geben. Die Preise der Alben werden direkt von den Künstlern bestimmt, man muss nicht zwingend in Euro zahlen und beim Kauf bekommt man einen Link zum direkten Download ohne Umwege. Dabei kann man wählen, ob man MP3s (320 kBit/s), FLAC oder andere verlustfreie Formate möchte. Und genau so kaufe ich meine digitale Musik am Liebsten!

Google und iTunes werde ich in Zukunft meiden und für den Notfall nehme ich Amazon. Aber an meiner Vorgehensweise Musik möglichst direkt zu kaufen halte ich fest, denn so haben die Musiker mehr von meinem Geld!

Ein Gedanke zu „Mein Musik-Dilemma: Digitale Musik erwerben

  1. 50M4

    Du kannst bei Amazon auch nur den MP3-Downloader verwenden. Der läd dann nur die Musik und fügt sie automatisch deinem Mediaplayer bzw. Musikarchiv hinzu. Meiner Meinung nach die schnellste und komfortabelste Weise, im Netz Musik zu kaufen. Wie’s jetzt bei Bandcamp ist, weiß ich nicht, da ich die Hürde Kreditkarte/PayPal habe. Die kostenlosen Alben jedoch, kommen auch schnell an, sogar mit Wahl des Formats.
    Ich gebe dir aber Recht. Einkaufen bei iTunes ist nicht das beste Erlebnis, da ich oft nicht das finde, wonach ich suche. Wenn ich es dann mal gefunden habe, ist die Musik meist teurer als sonstwo und eben im (qualitativ leicht besseren) AAC-Format. Das nervt mich eigentlich am meisten, da ich keine Lust habe, jedes Mal, wenn ich spontan eine CD für’s Auto brennen will, festzustellen, dass ich erst konvertieren muss. Wer keine CDs mehr benutzt, dem kann das natürlich Wurst sein. Dass man allerdings keine Browser-Vorsvhau bei iTunes hinsichtlich Preis bekommt ist falsch. Das gibt es sehr wohl. Gekauft habe ich bei iTunes schon lange nichts mehr. Ich kaufe Musik mittlerweile bei Amazon auf Tonträgern und bekomme meist die MP3-Version gratis und umgehend dazu (AutoRip), das finde ich unschlagbar.

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