Wasteland 2 – The Epic Quest for Cat Litter

Es sind weitere 36 Stunden ins Land gegangen und das postapokalyptische Kalifornien ist nun wieder sicher. Ich streifte mit meinen Desert Rangern durch unwirtliches Gebiet, bekämpfte Schaben-Plagen, stellte die Ordnung in zerstrittenen Siedlungen wieder her, fand endlich genug Katzen-Streu und schloss Freundschaft mit einem einsamen Streunerhund. Eindrücke aus dem zweiten Teil von Wasteland 2.

Den ersten Bericht gibt’s hier.

Man gewöhnt sich an alles
Aus meinem ersten Erfahrungsbericht von meiner Reise durch Arizona wissen wir, dass die Kamera der größte Gegner in Wasteland 2 ist. Diese Ausgeburt der Hölle begleitete mich natürlich auch in Kalifornien. Aber man gewöhnt sich einfach an alles. Erst wurde mein Fluchen weniger, dann hörte es komplett auf und ich hatte sogar vergessen, wie sehr sie mich gestört hatte. Das Spiel hat mir beigebracht, wie ich es zu bedienen habe und man kennt die Stellen auch langsam, die man am Anfang oft übersehen hat, weil der Winkel nicht stimmte. Selbiges auch mit den unnötigen Klicks, die ich angesprochen habe. Jedoch konnte ich mich dort nicht ganz so dran gewöhnen, wie bei der Kamera, denn viele Klicks wurden so zur Routine, dass es oft vorkam, dass ich zu schnell geklickt habe und ich dadurch noch mal ansetzen musste. Aber hey, Meckern auf hohem Niveau, kommen wir zu Erfreulicherem.

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The Hoff is in tha House!

Skynet also!
Die Hauptstory wollte anfangs nicht wirklich zünden, aber als ich und meine Crew per Helikopter nach Kalifornien übersetzte kam ein wenig Schwung in die Sache. Denn das Fehlen der Desert Rangers im Sunshine-State hat zu einem Machtvakuum geführt und diverse Parteien wollen an die Macht. Ein Orden erscheint aber am gefährlichsten, denn er will die Menschen assimilieren und sie zu Androiden machen, weil Androide einfach besser sind als Menschen. Wie das Ganze genau vonstatten ging und wie die Geschichte ausging, sollt ihr aber selbst raus finden. Super bemerkenswert ist der Hauptplot jedoch immer noch nicht geworden, aber das Spiel lebt viel mehr von den kleinen Geschichten und das tat es bis zum Schluss.

Katzenstreu braucht jeder
Einer der Aufhänger war die große Suche nach Katzenstreu. Ja, Katzenstreu! In Katzenstreu ist nämlich ein Stoff namens Bentonit enthalten, dass sich hervorragen dazu eignet, Strahlung zu binden. Kein Witz, das ist ein wissenschaftlicher Fakt, und dank Wasteland 2 weiß ich das jetzt auch. Merken für die Zukunft: Immer etwas Katzenstreu im Keller haben!

In Wasteland brauchen wir das Zeug nämlich, um unsere Strahlenanzüge zu pimpen, um in die letzten Gebiete vorzudringen. Und um an die benötigen Säcke voller Streu zu kommen, muss man so manche Mission für die letzten Katzenliebhaber in der Postapokalypse erledigen. Oder man hat Glück und man schießt einen Roboter über den Haufen, der einen Sack mit sich herumschleppt.

Apropos Roboter. Von denen und auch ihre androiden Freunde trifft man zuhauf in Kalifornien. Ein Glück hatte ich meine Safe-knackende, computeraffine Feldchirurgin Rose dabei, die so manchen Blechkübel im Kampf umprogrammiert hat, um sie für uns kämpfen zu lassen.

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Meet Scorpitron 2.0

Politischer Intrigen-Helfer
Und auch in Kalifornien waren es die kleinen Geschichten, die faszinierten. Wieder besucht man viele Gemeinden, bei denen man intervenieren soll. So war ich mal wieder mitten drin in politischen Intrigen, musste mich für eine Seite entscheiden, wenn nicht gar einen Mittelweg finden, um den Frieden wieder herzustellen. Und weiterhin ist man völlig freigestellt, wie man alles anging. Der friedliche Weg war meist der schwierigste, aber auch der spannendste.

Mehr Geld, als ich tragen kann
Ich muss an dieser Stelle auch ein paar Worte zum Balancing verlieren. Oftmals ist es ja in Rollenspielen so, dass man entweder Erfahrungspunkte grinden muss, um dicke Gegner besiegen zu können oder man ist irgendwann so übermächtig, dass die Gegner wie die Fliegen fallen. Wasteland 2 ist da sehr angenehm, zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad, auf dem ich gespielt habe. Gegen Ende vom ersten Teil in Arizona merkte man langsam, dass man keine Waffen oder Gegenstände mehr finden konnte, die stärker waren, als die bisher benutzen, jedoch kam da auch schnell der Punkt, an dem man nach Kalifornien aufbrechen konnte. Und hey, da haben die Händler Dinge, da träumte ich lange von. Aber die waren teuer! In Wasteland 2 hatte ich nie genug Geld. Ich musste mir jedes Mal genau überlegen, in welche Waffe oder Rüstung ich investieren will, danach hieß es wieder sparen. Denn manchmal wurde auch der Munitionsvorrat knapp oder die Medi-Packs. Erst kurz vor Ende des Spiels schwamm in wirklich in Geld und auch Munition, was aber darauf zurückzuführen war, dass ich ein großer Händler sich gewagt hatte, mich anzugreifen. Dicke Beute! Und siehe da, Munition ist nicht gerade leicht zu tragen und in der Hoffnung auf noch einen Händler kurz vor Ende zu finden, waren fast alle meiner Mitstreiter so überladen, dass ich schon detailliert das Gepäck auf die schwächeren Mitglieder aufteilen musste. Der Händler kam nie und meine Kämpfer besiegte die böse Macht mit prall gefühlten Rucksäcken. Natürlich waren diese so ausgeklügelt auf alle Mitstreiter aufgeteilt, dass kein Gewichtsmalus mich eingeschränkt hätte.

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Little Puppy is a bad doggy!

Das Ende
Und dann war es auch soweit, nach rund 3 ¼ Tagen Spielzeit stand der letzte Kampf an. Einen kleinen Vorgeschmack auf die Boss-Gegner bekam man schon in einer kleinen Nebenmission, als überraschend einer der großen und mächtigen Roboter-Skorpione (der aus dem Menü-Artwork!) durch eine Häuserwand brach und mich kalt überraschte. Ein Zwilling, inklusive dem großen Bruder, sollten mich dann im Showdown noch erwarten. Der Showdown vollzog sich dann in einem großartig inszenierten knapp einstündigen Kampf. Man kämpft jedoch nicht allein, nein, alle Nebencharaktere, denen man in vergangenen Missionen geholfen hatte und noch am Leben waren, schlossen sich meiner Ranger-Crew an und wir kämpften Seite an Seite gegen die letzten manipulierten Roboter-Kämpfer. So zog ich also mit knapp 17 Leuten in den Kampf (von denen ich aber nur meine 7 Party-Mitglieder steuern konnte). Nachdem das Spiel dann vorbei war, konnte man sich zurücklehnen und nach lesen, was aus den ganzen getroffenen Leuten geworden ist und wie sich die besuchten Gebiete entwickelt haben. Das Ganze basierte natürlich auf meine getroffenen Entscheidungen im Spiel, wie man das auch aus der Fallout-Reihe kennt.

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Showdown

Trotz der dicken Mankos und den teils altertümlich erscheinenden Mechaniken hat mir Wasteland 2 großen Spaß gemacht. Man merkt dem Spiel an, wie die Entwickler von InXile mit Herzblut bei der Sache waren und eine großartige Welt geschaffen haben. Ich war gerne im Ödland von Arizona und Kalifornien unterwegs, und gerade weil das Spiel im Vergleich zu modernen Rollenspiel-Vertretern so charmant „altbacken“ daher kommt, ist es ein schillerndes Kleinod. Ich schließe deswegen mit einem passenden Zitat von Leo Schmidt ab, das vor allem den augenzwinkernden Humor des Spiels unterstreicht:

„Haben moderne Spiele Riesenkröten, die mit ihren Zungen dem Spieler die Waffen wegschnappen?“ 

(aus „Gespräch mit einem Wiedergeborenen“ in WASD 6, 2014)

The End?

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