Man kennt das ja, man möchte dieses eine Lied oder Video auf YouTube ansehen und alles, was man zu sehen bekommt, ist ein schwarzes Bild mit der Aufschrift „Dieser Inhalt ist in deinem Land nicht verfügbar“. Das Internet ist also ein rechtsfreier Raum? Es herrscht Anarchie? Weit gefehlt, doch es scheint keine Demokratie einzukehren, sondern eine kommerzielle Diktatur. Wann kommt es zur Revolution?
Regionalcodes
„Andere Länder, andere Sitten“ heißt ein bekanntes Sprichwort, denn überall auf der Welt existieren andere Kulturkreise. Selbst in Deutschland wundert man sich als Badener über die Gepflogenheiten der Hamburger und umgekehrt. Andere Kulturen zu erleben kann sehr spannend sein, nicht nur deswegen zieht es viele Abenteurer in ferne Länder. Und auch so mancher Filmfan wagt öfter einen Blick in andere Länder. Doch muss man zum Beispiel als deutscher Asia-Filmfan sehr oft diverse Hürden überwinden, um an asiatische Filme heranzukommen. Dasselbe Problem hat auch ein Spiele-Fan. Mal abgesehen von der Sprachbarriere gibt es noch ganz andere Probleme, die auf einen zukommen. Länder-Codes bei DVDs oder Blu-rays. Früher gab es einen ähnlichen Konflikt bei Videokassetten mit ihrem NTSC-, PAL- und SECAM-Format. Und für was diese künstliche Beschränkung? Für die Kontrolle der verschiedenen Märkte. China hat als einziges Land einen eigenen DVD-Regionalcode! Das riecht stark nach Zensur. Die anderen Codes sind immerhin für ganze Kontinente. Über diese Sache hab ich mich als Gamer schon einmal ausgelassen: „Reginalcodes – Sinn oder Unsinn?“
Import!
Die ganze Gamer-Geschichte mit den Spielen, die in Deutschland gar nicht erst rauskommen, der Verkauf verboten wird oder die gar gekürzt erscheinen, ist ja eigentlich kein Thema für den Spielefan. Im Ausland zu bestellen war nie einfacher. Ärgerlicher wird es natürlich, wenn Spiele nur digital erhältlich sind, dann fühlt sich der Ausflug auf z.B. den britischen Xbox Live Marktplatz an, wie wenn man sich als Kind die Nase an dem Schaufenster des Spielzeugladens platt gedrückt hat. Will man das Spiel erwerben und drückt auf ‚Kaufen‘, kommt der Spruch: „Dieser Inhalt ist in deinem Land nicht verfügbar.“ Als ehrlicher Käufer ist man mal wieder vor den Kopf gestoßen worden. Mich wundert es da einfach nicht mehr, wenn man wegen so was dann auf kriminelle Gedanken kommt. Doch bei Spielen und Filmen, zumindest die auf physischen Datenträgern, ist es nun allgemein nicht ganz so schwierig, dann doch noch dran zu kommen. Man muss nur wissen, wo man bestellen kann,was ab 18 Jahren kein Problem ist. Doch in der Musikbranche sieht die Sache schon wieder anders aus…
Der musikalische Wahnsinn
Vor ganz andere Probleme wird ein Musikfan gestellt, der nun mal nicht die Musik aus den Charts hört. Die Musik-Industrie hört man ja am lautesten jammern wegen den Raubkopien. Das mag auch berechtigt sein, aber ist es nicht teilweise ihre eigene Schuld? Von Globalisierung sieht man nicht viel, weder auf dem Games- noch auf dem Musikmarkt. Will man sich nur mal ein Video auf YouTube und Co. ansehen von einem Lied, dessen Lizenzrechte nicht in Deutschland gelten, kommt der inzwischen berühmte schwarze Kasten, in dem steht, dass dieser Inhalt in meinen Land nicht verfügbar ist. Genauso auch bei ein paar sehr guten Musik-Streaming-Anbietern. Keine Lizenz für Deutschland, keine glücklichen deutschen Musikliebhaber. Viele kennen dieses Problem ja noch aus DDR-Zeiten.Westliche Produkte? Pustekuchen, es kommt nur auf den Tisch, was der Staatsapparat für richtig hält. Und in unserer freien Welt führen sich große Firmen genauso auf, wie damals die Parteidiktatur der Sowjets.
Wie kommt man auf kriminelle Gedanken?
Folgendes Beispiel trieb mich u.a. dazu, diesen Artikel hier überhaupt zu schreiben. Meine Frau stolperte durch Zufall über eine Band aus Schweden, die hierzulande so gut wie unbekannt ist. Dass ein Album der Band her muss, war sofort klar. Also erst einmal die üblichen Quellen wie Amazon abgeklappert und siehe da, eine CD ist als Import zu kaufen, für sage und schreibe 30 €! Ein bisschen viel verlangt für eine einzige CD, auch wenn sie gut ist, oder? Gut, weiter ging die Suche nach Angeboten für einen MP3-Download, legale versteht sich. In Deutschland erstmal Fehlanzeige, aber auf Amazon USA gibt es das Album für umgerechnet 8 €. Guter Preis, Kreditkarte gezückt und bis zum Checkout durch geklickt. Aber was kam natürlich beim Klick auf Bestellen? „This content is noch available in your county. Ende vom Lied: Als Deutscher kommt man an diese CD nicht ran ohne überteuerte Importkosten zu zahlen.
Noch solch ein Beispiel von einem guten Freund. Er stolperte auch über eine Band, die ihm gut gefiel. Leider hat sich die Band schon vor Jahren aufgelöst und nach einiger Recherche wird auch klar, diese CD wird gar nicht mehr hergestellt. Was tun? Entweder man kauft ein seltenes Exemplar gebraucht für horrende Sammlerpreise oder… ja, da kommen wieder die kriminellen Gedanken, oder? Und warum? Weil der Lizenzbesitzer nichts daraus macht, weder vermarktet noch für die Öffentlichkeit frei gibt. Und wieder ist ein Stück Kunst einfach so verloren gegangen. Schade drum.
Revolution!
Was man immer wieder vor allem von Politikern hört, ist, dass das Internet ja ein böser Ort ist, ein Ort, an dem Anarchie herrscht. Man muss im Internet aufpassen, das ist klar, aber das gilt ja auch, wenn man draußen unterwegs ist. Über eine viel befahrene Straße darf man eben nicht blind schlendern. Anarchische Zustände gab und gibt es vielleicht auch in manchen düstren Ecken des Netzes, aber im Allgemeinen hat sich auch eine schöne neue Form von Basis-Demokratie eingeschlichen, von dem sich die Politik echt mal eine Scheibe abschneiden könnte. Aber auf was man eben immer wieder stößt, ist eine Form von Diktatur, einer Wirtschaftsdiktatur, denn genauso kommt man sich manchmal vor, wenn man wieder mal in den schwarzen Kasten schaut . Was man gegen Diktatoren machen kann, sieht man aktuell in Ägypten. Genau so etwas ist auch im Internet möglich, ohne Gewalt auszuüben oder kriminell zu werden. Denkt mal drüber nach…
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Schöne Ergänzung noch dazu:
http://webciety.de/2011/03/04/bild-bams-glotze-jetzt-als-app-wer-braucht-da-noch-http/
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