Hier präsentiere ich einen Erkenntnisbericht aus dem Urlaub. Auf der Reise habe ich sie gesehen, die Touristenfänger, eine Falle, die sie anzieht, wie Mücken vom Licht: WLAN-Spots. Der Alltag hat also einen Weg in den Urlaub gefunden. Das hat mich so beschäftigt, dass ich hier über die Facebook-Urlauber berichte und das eigentlich Interessante der Reise verschweige.
Der technische Alltag
An das typische Bild sind wir ja daheim in Europa gewöhnt: Egal ob in der U-Bahn, an der Bushaltestelle, auf der Arbeit oder Abends auf Partys, überall haben die jungen Leute ihr Smartphone im Gesicht, scrollen sich durch ihr Facebook-Profil oder tippen wild irgendwelche scheinbar sinnlosen Nachrichten. Was damals mit dem Aufkommen der immer günstiger gewordenen SMS-Nachrichten angefangen hat, ist heute bei riesigen sozialen Netzwerken per Smartphone angekommen. Man ist online, immer und überall und wehe, wenn man mal eine Stunde ohne verbringen muss. Typisches Bild an Flughäfen (achtet mal drauf) sind die Leute, die sofort nach der Landung, am besten noch im Flugzeug ihre Nachrichten checken müssen und am besten noch der Welt mitteilen, dass sie gerade angekommen sind.
Das Gegenteil zum Alltag
Soweit das gewohnte Bild in unserem Alltag in Deutschland und bestimmt auch in vielen anderen Ländern Europas. Doch nun frönen wir mal des Deutschen Lieblingsbeschäftigung: dem Urlaub und dem Reisen. Klar, dass alle „Freunde“ im sozialen Netzwerk im Voraus (zu) oft mitgeteilt wurde, dass man bald in den Urlaub fährt oder fliegt. Soziologisch gesehen, ist Urlaub und vor allem die Urlaubsreise der komplette Gegenteil vom Arbeitsalltag. Genau deswegen benehmen sich viele Urlauber auch im Urlaub komplett anders als zu Hause, und sei es nur die Kleidung, mal abgesehen von Funktionskleidung, wenn es besonders warm ist im Urlaubsland.
Reiseerkentnisse
Was ich aber nun bei meiner dreiwöchigen Reise durch die Philippinen gesehen habe, verwunderte mich dann doch arg. Die Philippinos stecken selbst noch im „SMS-Zeitalter“, eine SMS-Nachricht ist im Vergleich zu Deutschland, selbst für die Einheimischen wirklich spottbillig! Das Bild junger Philippinos ist, besonders in den größeren Städten wie Manila oder Cebu City ähnlich wie zu Hause, wildes SMS-Getippe. Ausländer jedoch werden in den Philippinen magisch von den unzähligen WLAN-Spots in Restaurants und an den Bars der Hotels und Ressorts angezogen, wie Fliegen vom Licht. Im Gegensatz zu Banken oder Geldautomaten, findet man zuhauf WLAN-Internet, selbst auf der kleinsten Insel, auch wenn viele Unterkünfte ihren Strom noch selbst mit Generatoren erzeugen. So ist das Bild hier oft, dicht gedrängte Ausländer vor ihren Laptops, Smartphones oder Tablets. Wenige benutzen ihren Computer ausschließlich für die Verwaltung ihrer digitalen Urlaubsfotos oder für die weitere Reiseplanung, sondern auf den meisten Bildschirmen sieht man die blaue Seite von Facebook und anderen sozialen Netzwerken. Es ist ein wenig paradox, aber es scheint selbst im Urlaub nicht mehr, ohne zu gehen. Das Zeitalter der Postkarten geht seinem Ende entgegen.
Urlaub mit Facebook
Somit ist die soziologische Theorie vom kompletten Gegenteil zum Alltag ins Wanken gekommen, denn durch soziale Netzwerke und der scheinbar unstillbare Hunger danach, nehmen viele, besonders die jüngeren Urlauber viel von ihrem Alltag mit in den Urlaub, auch wenn der Inhalt ihrer Nachrichten und Status-Updates wohl im Gegensatz zu sonst variieren mögen. Der Sinn und Zweck von Postkarten lebt allerdings im Internet weiter, böse ausgedrückt, Neid zu erzeugen, dass es dem Urlauber ja so viel besser geht als zu Hause, was ja auch nicht ganz gelogen ist. Zum anderen stillt der fast überall mögliche Internetzugang auch im Urlaub den Informationsdurst, den man aus dem Alltag mitgenommen hat und wohl trotz Entspannungs- und Erlebnisorientierung nicht (mehr?) abgeschalten werden kann.
Offline-Urlaub
Mir ist es wohl besonders aufgefallen, denn ich versuche den Urlaub noch klassischen Urlaub sein zu lassen. Facebook, Twitter und Co. gehören in den Alltag und das Reisen ist für andere Dinge da. Allen von meiner Reise berichten, egal wie, kann ich auch noch nach meiner Rückkehr. Das Einzige was ich mir nicht verkneifen konnte, waren Mails, besonders an die Eltern, dass es mir gut geht und alles in Ordnung ist und hier und da eine kleine „Neid-Erzeuger-Mail“ an ein paar Freunde. Leider konnte ich mir aber auch nicht der kleinen Nachrichten-Schnipsel erwehren, die nach dem Logout aus dem Mail-Service aufploppen. Die Infos, dass Witney Houston tot ist oder Wullf doch zurückgetreten ist, hätten mir auch noch nach der Rückkehr gereicht. In Sachen Urlaub scheine ich wohl konservativ zu sein, denn für mich bedeutet Urlaub eben noch der (nahezu) komplette Gegensatz zum Alltag und das ist vielleicht auch gut so.
Nicht während des Urlaubs gesendet