Tipps & Tricks zur Podcast-Produktion 1

Einen Podcast aufzunehmen klingt erst mal recht einfach: Man nehme ein paar Leute, die über eine Sache quatschen, nimmt diesen Gespräch auf und lädt danach die Aufnahme ins Netz. Aber ganz so einfach ist es eben nicht, besonders, wenn man den potentiellen Hörern auch etwas bieten möchte. Ich musste mich mit meinem Podcast-Projekt Sprechanfall notgedrungen einiges aneignen und ausprobieren, damit wir einen qualitativ hochwertigen Podcast abliefern können. Was ich so gelernt habe, möchte ich mit euch teilen.

Gutes Mikrofon

Das wichtigste für einen guten Podcast ist, dass jeder der Sprecher ein ordentliches Mikrofon besitzt. Denn auch wenn man einen erfahrenen Tontechniker im Team hat, gegen schlechte Aufnahmen ist einfach kein Kraut gewachsen. Ich selbst benutze ein Beyerdynamic MMX 2 Headset, aber da gibt es auch andere, auch günstigere Varianten, die ein zufriedenstellendes Mikrofon mit sich bringen. Man sollte ein gutes Mikrofon als Anfangsinvestition sehen, der Rest der Podcasterei sollte kaum bis gar kein Geld kosten. Bei der Wahl des Mikrophons sollte aber auch die Umgebung beachtet werden. Freistehende Mikrophone, wie sie z.B. beim Radio benutzt werden, sind zwar qualitativ vielen Headsets voraus, aber dafür sehr anfällig gegen Geräusche aus der Umgebung, sei es nur Mausklicken oder wenn man mal an den Tisch stößt, auf dem das Mikrophon steht. Aber auch mit einem Headset sollte man ein wenig herum probieren, wo am wenigsten Hall in der Wohnung ist. Bei mir gibt es ein paar ungeeignete Stellen im Podcast-Zimmer, was ich nach einigem Herumrücken festgestellt habe.

Die Aufnahme

Wir vom Sprechanfall haben einige Tools ausprobiert, bis wir das richtige für uns gefunden haben. Viele benutzen Skype zum Podcasten, jedoch bin ich von der Sprachqulität weniger begeistert, aber meistens reicht sie aus. Ein bisschen komplizierter wird es mit der Aufnahme via Skype. Von Haus aus hat der Messenger keine Funktion zum Aufnehmen dabei. Und das Microsoft gerne Geld dafür nimmt, damit Entwickler mit ihrer API arbeiten dürfen, sind auch gescheite Aufnahme-Programme kostenpflichtig. Es gibt zwar ein paar für umme, aber die sind entsprechend auch qualitativ unteres Segment. Sei es, dass man begrenzte Aufnahmezeit hat oder nur grottige MP3s erstellt werden, meist alle Sprecher in einer Spur. Und warum jeder Sprecher eine eigene Spur haben sollte, erkläre ich später noch. Als Alternative kann jeder Sprecher sich selbst aufnehmen, was Skype erlaubt, etwa mit der Aufnahme-Funktion von Audacity, was ich auch zum späteren Schneiden benutze. Problem bei solchen Aktion ist es, dass mal ein Sprecher vergisst auf Aufnahme zu drücken, oder zu spät drückt und falls man mal Gäste hat, mag man das auch nicht jedem zumuten.

Wir haben dann auch mal Teamspeak ausprobiert, das von Haus aus eine Aufnahmefunktion mit sich bringt, allerdings das Gespräch in nur eine Spur mitschneidet.

Inzwischen hat sich aber das kleine OpenSource-Tool Mumble bei uns etabliert. Sprachqualität ist sehr gut, da es selbst schon z.B. Rauschen rausfiltert. Die Aufnahme-Funktion ist vorbildlich und speichert in eigenen Spuren für jeden Sprecher. Das Ganze im ogg-vorbis Format. Am besten man mietet sich einen eigenen Server oder bastelt sich einen eigenen. Der Sprechanfall Mumble-Server läuft auf einem alten Raspberry Pi, der bei mir neben dem Router steht. Anleitungen zum Selbermachen gibt es zu Hauf im Netz.

Feineinstellung Mikrofon in Mumble und System

Jeder Sprecher sollte im Vorfeld einer Aufnahme ein wenig Feintuning beim Audioeingang betreiben. Im System selbst, egal ob Windows oder Mac, gibt es in den Systemoptionen Einstellungen für die Eingangslautstärke vom Mikrofon. Probiert ruhig etwas herum, denn eine zu lauter Eingang kann zu Clippings in der Aufnahme führen, das sind hässliche kurze Töne, die man nur mühsam wieder aus der Aufnahme heraus bekommt. Natürlich sollte der Eingang auch nicht zu leise sein, denn die Audioqualität leidet, wenn man leise Aufnahmen später lauter machen muss. Am besten man trifft sich vorher und justiert die Lautstärke zusammen.

Kommen wir nun zu den Audio-Konfigurationen in Mumble selbst. Hier sollte jeder anfangs erst einmal den Audio-Einstellungs-Assistenten benutzen, bevor es zum Feintuning kommt. Jetzt geh es zu Konfiguration → Einstellungen → Audioeingabe. Hier hat sich folgendes bei uns bewährt:

Unten Links solltet ihr bei „Erweitert“ ein Häckchen setzen, um die interessanten Optionen zu sehen. Bei der „Übertragung“ nutzen wir „kontinuierlich“, da Mumble bei der „Sprachaktivierung“ oftmals einen Ticken zu langsam ist und so oftmals der Anfang eines Satzes fehlt. Der Nachteil von „kontinuierlich“ ist es natürlich, dass man so ungewollte Geräusche mit auf die Aufnahme bekommt. Beispielsweise, wenn ein Sprecher sich gerade etwas zu Trinken eingießt, wenn er nicht gerade spricht. Push-to-Talk wäre da die ideale Lösung, jedoch ist die Gefahr natürlich sehr groß, dass ein Sprecher in einer hitzigen Debatte mal vergisst den Knopf zu drücken. Wir nehmen deswegen eher ungewollte Geräusche in Kauf, denn die kann man meist rausmachen in der Nacharbeitung. Fehlende Sätze sind da übler.

Bei Kompression kann man ruhig die Regler voll nach rechts schieben und die „Max. Verstärkung sollte man eher recht klein halten, weil sonst die Stimme sehr schnell übersteuert und zu laut wird. Bei uns haben sich Werte zwischen 1 und 2 bewährt.

Echos

Zwar gibt es immer mal wieder Sound-Probleme, besonders, wenn die Sprecher mit wechselnder Hardware daher kommen und hier und da mal die Internet-Leitung hakt. Da muss man einfach etwas herum probieren. Echos haben wir allerdings häufiger und meistens kann man dagegen vorgehen, indem man die Lautstärke im Kopfhörer (Audio-Ausgang in der Systemsteuerung) reduziert, denn oft nimmt das Mikrophon Sound aus den Ohrmuscheln auf und erzeugt so ein lästiges Echo. Oft hilft es auch schon, das Mikrophon etwas weiter vom Mund weg zu biegen. Achtet darauf, dass der Sprecher dann die Lautstärke eventuell wieder anpasst.

Fortsetzung folgt…

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