Randgruppe Hacker – Buchkritik: „Copyright existiert nicht“

Seit dem fast schon legendären Hack des PlayStation Networks im April sind Hacker wieder spürbar in den Fokus der Medien gerückt. Dort werden sie meist als Kriminelle dargestellt und die Jagd der Behörden hat begonnen. Doch sind Hacker wirklich alle bösartige Kriminelle? Diese Frage und noch viel mehr versucht der schwedische Hacker und Autor Linus Walleij in seinem Buch „Copyright existiert nicht“ zu beantworten.

Besser spät als nie

Was bei der Lektüre des Buches auffällt, ist, dass das Script schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Die erste Veröffentlichung auf Schwedisch liegt schon gut 13 Jahre zurück. Dies ist leider ein Manko, denn in Sachen Datensicherheit, Überwachung, Copyright, Hacken usw. ist eben in den letzten Jahren einiges passiert, was nicht einmal der weitsichtige Autor vorausgesehen hat. In den letzten beiden Kapiteln des Buches wagt Walleij einen Ausblick, wie sich die Welt und Gesellschaft entwickeln wird. Mit einigem Schmunzeln kann man hier vergleichen, wie sich seine Aussagen bewahrheitet haben oder eben nicht. Dabei hat sich leider nicht alles so zum Guten entwickelt, wie er es sich wohl gewünscht hätte. Die Veröffentlichung der ersten deutschen Ausgabe hat der CSW Verlag kaum besser wählen können. Fast gleichzeitig mit der Lektüre des Buches im Juni, verfolgte ich die ganzen Meldungen über Hackerangriffe auf Großunternehmen und Regierungsseiten im Netz. Dank des Buches war mein Blick dann auch etwas differenzierter, als bei vielen, die weniger Ahnung von der Subkultur der Hacker haben. Das Buch kann helfen die Beweggründe der Netz-Aktivisten besser zu verstehen und ist auch für den Laien, dank vieler Worterklärungen sehr gut zu verstehen.

Die Geschichte der Szene

Der beste Teil am Buch ist die Geschichte der Hacker-Szene, die Walleij von den ganzen Anfängen beim MIT in den 60ern bis zu den wilden 90ern aufrollt. Ein besonderes Anliegen des Autors, das das ganze Buch durchzieht, ist, dass Hacker nicht einfach als kleine, pickelige Nerds im düstren Keller mit kriminellen Absichten abzustempeln sind. Hinter dem Hackertum steckt eine Philosophie und lobenswerte Grundsätze. Dass es dort, wie überall, auch schwarze Schafe gibt, die ihr Wissen ausnutzen, um sich finanziell zu bereichern, ist klar. Doch grundsätzlich wollen Hacker nichts kaputt machen oder stehlen. Viel mehr geht es um die Neugierde und Forschersinn, der die Computerfreaks antreibt. Einer ihre Grundsätze ist, dass Informationen frei sein sollen, egal in welcher Art, ob Nachrichten, Musik oder Computerprogramme. Es ist jedoch leider Fakt, dass dies eben oft nicht mit der Gesetzgebung, Stichwort Copyright, vereinbar ist. Man muss das Hacken nicht gut finden, aber das Buch kann helfen, diese Subkultur besser zu verstehen und sich so differenzierter auch mit aktuellen Geschehnissen auseinanderzusetzen.

Darkside-Hacker? Phreaker? Demo-Szene?

Wer sich schon immer wunderte, was die „Demo-Szene“ eigentlich so treibt, was zum Geier „Phreaker“ eigentlich sind oder was Darkside-Hackern von den Normalen unterscheidet, bekommt in „Copyright existiert nicht“ ausführlich Antworten. Walleji versteht dies in einfachen Worten zu erklären, die auch fachunkundige Leser verstehen können. Zudem wird das Buch durch diverse Fußnoten und Kommentare ergänzt. Mit vielen spannenden Anekdoten aus der Hackerwelt werden hier die Erklärungen zu den einzelnen Gruppierung ergänzt. Der Autor driftet aber nach einem gelungen Start in Details ab, die dann doch etwas langweilen. Zu fast jedem erdenklichen Punkt, der noch im Entferntesten etwas mit der Hacker-Szene zu tun hat er etwas zu sagen, auch wenn einige Kapitel dabei sehr kurz geraten sind. So neigt man in der Mitte des Buches oft dazu Kapitel zu überspringen.

Die kybernetische Zukunftsgesellschaft

Gegen Ende von „Copyright existiert nicht“ wird Walleji etwas theoretischer und bastelt sich mit ethno- und soziologischen Modellen ein eigenes interessantes Gesellschaftsbild einer hoch technisierten Zukunftsgesellschaft zusammen. Dabei wagt er auch eine kleine Aussicht auf die Zukunft unserer Gesellschaft. Seine Motive und Hoffnungen basieren dabei natürlich auf der grundlegenden Hackerethik. Da das Buch Ende der 90er geschrieben worden ist, lesen sich die letzten Kapitel heute eben etwas anders. Man muss schon oft etwas schmunzeln, wenn man seine Prophezeiungen mit der gegenwärtigen Wirklichkeit vergleicht. Andrerseits hat sich die „Zukunft“ leider nicht ganz so schön entwickelt, wie man sich das in den 90ern gewünscht hätte.

Fazit

Der Titel „Copyright existiert nicht“ suggerierte eigentlich mehr eine Debatte über Rechte-Verletzungen in Sachen Software, Musik und Co., wie sie aktueller nicht sein könnte. Der Titel bezieht sich aber mehr auf die allgemeine Hacker-Ethik, die besagt, dass Informationen (in jeglicher Form) frei sind (oder sein sollten). Und hier gibt Linus Walleij einen super Einblick in die Geschichte und die Beweggründe der Hacker-Szene, die auch fachunkundigen Lesern dabei helfen kann, das Thema etwas differenzierter zu sehen. Besonders im Hinblick auf die ganzen aktuellen Nachrichten über die Hacker von Anonymous und Co. Das Manko des Buches bleibt aber sein Alter. 13 Jahre sind eine lange Zeit, Duke Nukem lässt Grüßen, und so vermisst man viele Beispiele aus Entwicklungen aus Politik und Gesellschaft der letzten Jahre, die super zum Thema des Buches gepasst hätten.

Verlosung!

Wenn ich jetzt euer Interesse geweckt habe, dann könnt ihr bis zum 1. August 2011 ein Exemplar des Buches gewinnen. Mitmachen ist recht einfach. Ihr habt drei Möglichkeiten:

1. Schreibt mir eine E-Mail mit dem Betreff „Copyright existiert nicht“ an:
gewinnspiel ÄD couch-entertainment.de

ODER

2. Sendet einen Tweet an eurer Follower mit dem Text: Gewinnt ein Exemplar von Linus Walleij „Copyright existiert nicht“ bei Couch-Entertainment.de: http://wp.me/p177LE-dF @CouchMaster

ODER

3. Schreibt einen geistreichen Kommentar unter den Artikel (vergesst nicht eure E-Mail-Adresse anzugeben!)

Meine eigens für die Verlosung engagierte Glücksfee wird am 1. August 2011 einen Gewinner ziehen. Dieser wird dann natürlich per Mail oder Twitter-Nachricht informiert.

Datenschutz-Gelaber:

Die E-Mail-Adressen werden nur benutzt um den Gewinner des Preises zu ermitteln und diesen zu benachrichtigen. Nach dem Gewinnspiel werde ich alle Mails löschen und die Adressen nicht weiter benutzen oder weitergeben.

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3 Gedanken zu „Randgruppe Hacker – Buchkritik: „Copyright existiert nicht“

  1. Florian Merz

    Mir gefällt die Rezension richtig gut. Hoffentlich komme ich auch irgendwie in den Genuss des Buches und kann selbst ein wenig über dieses meine eigenen Gedanken machen^^.

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  2. Bennomat

    Klingt interessant, das mit dem Alter des Buches stell ich mir gar nicht sooo schlimm vor, Grundsätze und Prinzipien (darum geht’s bei „Hacker-Ethik“, oder?) sollten ja auch verständlich und auf Aktuelles übertragbar sein, obwohl sie schon ein bisschen älter sind. So kann man z.B. mit Kant für Wikileaks argumentieren, obwohl der garnix vom Netz wusste…aber Transparenz in Staatsdingen für sehr wichtig hielt. Ok, das ist jetzt vielleicht n bisschen weit hergeholt….Trotzdem interessiert mich vor allem der theoretische Teil, zumal du von „ethno- und soziologischen Modellen“ sprichst…das klingt nach einem interessanten Standpunkt jenseits alltäglicher Effekthascherei in Richtung einer Theorie des Internets. Und so eine sollte ja, wenn sie was auf sich hält, ruhig ein paar Jährchen auf dem Buckel haben können ohne irrelevant zu werden.
    Freut sich über die Rezension und möchte an der Verlosung teilnehmen,
    Bennomat

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