Eigentlich schon immer ein großes Thema für viele, nach den Snowden-Enthüllungen erst recht: Freie und sichere Software. Wir haben ja erst im Sprechanfall-Podcast drüber geredet und ich möchte das Thema hier noch ein wenig ausführlicher behandeln und darf stolz berichten, Couch-Entertainment und Sprechanfall sind erfolgreich auf freie Software umgestiegen.
Gut, der Prozess des Recherchierens und Ausprobierens ist noch lange nicht abgeschlossen, aber nach den letzten Monaten, in denen ich mich bewusster und intensiver mit Software-Alternativen beschäftigt habe, hat sich einiges verändert. Da haben die Snowden-Enthüllungen bei mir schon etwas bewirkt. Ich habe jetzt keine Angst vor Überwachung und bin nicht, wie so manche, paranoider geworden, sondern meine Intension war einfach, mich bewusster im Internet zu bewegen und auch mal andere Dienste und Software zu nutzen. Denn wie auch im Sprechanfall erwähnt, man kann es sich einfach machen und sich von gewissen Firmen monopolisieren lassen. Oder man schenkt den vielen Menschen da draußen einmal Beachtung, die transparent, offen und für das Allgemeinwohl Software und Dienste entwickeln und diese natürlich auch ohne kommerziellen Hintergedanken der Welt frei zu Verfügung stellen. Alle Dienste und Software, von denen ich hier erzählen werde, sind gratis und Open Source, außer ich erwähne etwas anders.
WordPress
Ich habe bei Couch-Entertainment angefangen einiges um zu stellen. WordPress benutze ich da schon seit Anfang an, weil es einfach eine sehr gute Blog-Software ist und man damit sehr gut zu Recht kommt. Dank der großen Verbreitung findet man viel Dokumentation im Internet und viele Webspace-Hoster haben das auch schon im Gepäck.
Analyse- und Statistik-Tools
Früher habe ich Google Analytics für meine Statistiken benutzt, was ein ziemlich mächtiges Tool ist, das einem detailliert Information über die Besucher einer Website geben kann. Problem dabei ist halt, dass man nach deutschem Recht einen riesen Disclaimer-Text braucht, das dem User erklärt, was für Daten da alle abgegriffen werden. Also auch eine rechtliche Geschichte. Zudem kommt noch hinzu, dass diese Daten alle auf Google-Servern landen. Was die damit machen, weiß man nicht. Zurzeit läuft bei mir nur das interne Statistik-Programm von WordPress selbst, dass nur rudimentär Daten trackt, wie oft geklickt wird, was geklickt wird und von wo aus Besucher kommen (Von Facebook, via Google-Suche, etc.). Ich bin auch gerade dabei mir das Open Source-Tool Piwik anzuschauen, dass viel kann, aber die ganzen Daten nicht auf großen Firmen-Servern speichert, zwar wird da auch wieder ein Disclaimer von Nöten sein, der aber längst nicht mehr so krass ist, wie der für Google Analytics. Dazu sei dieser Artikel empfohlen: Piwik als Alernative zu Google Analytics?
Das Social-Sharing
Ich habe auch sämtliche Social Plugins aus dem Blog verbannt, denn ich halte diese für bedenklich, denn sie greifen auf jeden Fall Daten von Besuchern ab, ob sie wollen oder nicht, direkt auf die Server von Facebook und Co. Außerdem halte ich den Aufwand für meine Besucher zumutbar, den Link zu Posts aus dem Browser zu kopieren und bei Facebook und Co. einzufügen. Allerdings werde ich mir die coole Lösung vom Heise-Verlag einmal genauer ansehen, bei denen man erst bewußt einen Schalter klicken muss, um die Social-Plugins zu aktivieren. Wir sprachen darüber im Podcast.
Dokumente- und Daten-Management
Auch beim Sprechanfall habe ich viel umgestellt bzw. habe schon immer freie Software benutzt. Angefangen bei dem Schnittprogramm Audacity, das ein sehr mächtiges Audio-Tool ist und das für geschenkt! Anstatt Google Docs nutzen wir schon seit Beginn Etherpad als gemeinsames Dokument, indem wir Ideen und Notizen für den Podcast sammeln. Zwar hatten wir nicht immer einen stabilen Server, aber bei piratepad.ca haben wir wohl endlich einen gefunden. Nic hat im Podcast OwnCloud empfohlen, das ich gerade genauer unter die Lupe nehme. Wenn ich das dann auf meinem Webspace installiert und eingerichtet, dann hat der Sprechanfall eine super Google Docs Alternative, bei der wir selbst Dateien einfach austauschen können und auch per integriertem Kalender optimal Aufnahmen planen können.
Dropbox ist zwar ein feiner Dienst, aber eben nicht frei. Die Daten lagern dort auf dem Server einer fremden Firma, die sich auch per AGBs heraus nimmt auf die Daten der Kunden zugreifen zu können. Ich mein, wir haben nichts zu verbergen, aber wer wird schon gern durchsucht? Ich benutze auch schon seit Längerem den Dienst „MEGA“ vom berühmt berüchtigten Kim „Dotcom“ Schmitz, der 50GB Speicherplatz und Verschlüsselung für umme bietet. Leider hat er seinen Quellcode nicht offengelegt, so dass keiner sagen kann, ob er wirklich nicht in den Daten herumschnüffeln könnte, deswegen sind da die Meinungen gespalten. Hier scheint auch OwnCloud die bessere, transparentere und sichere Alternative.
Aufnahmen
Aufnahmen machen wir derzeit mit dem Sprach-Client Mumble, der die Open Source-Antwort auf TeamSpeak darstellt. Eigentlich für den Gaming-Bereich gedacht, aber auch mit seiner eigenen Aufnahmefunktion für das Podcasten geeigne. Einen Server kann man wahlweise selbst auf einem eigenen Server einrichten oder einen der vielen freien Server nutzen, wie MyMumble.com. Zu den Anfängen vom Sprechanfall haben wir Skype benutzt, aber seit dem Microsoft dies betreibt werden da viele Hürden in den Weg gelegt, wie zum Beispiel dem Schließen der API, sodass man mit freier Software nicht mehr Gespräche aufnehmen kann und das geht Hand in Hand mit Windows. Außerdem mag ich das Handling der des Messangers überhaupt nicht, dazu kommt die Werbung, die einem dauernd eingeblendet wird und deren AGBs.
Mailinglisten
Als Gruppe schreiben wir auch viele Email, um schnell und gezielt zu kommunizieren, da ist ein Mail-Verteiler oder eine Mailingliste eine sehr praktische Sache. Anfänglich hatten wir bei Yahoo den Dienst „Yahoogroups“ benutzt, der aber recht nervig alle Benutzer immer wieder dazu auffordert doch ein Yahoo-Konto zu machen und es kommt wieder der Umstand ins Spiel, dass alles über fremde Server läuft, die einem großen Konzern gehören, hinter deren Kulissen man nicht blicken darf. Deswegen bin ich auf das uralte Majordomo gekommen, dass ganz schlicht einfach Mail streut, die man an eine bestimmte, selbst eingerichtete Adresse schickt. Alles sehr schlicht und man muss sich ein wenig in die rudimentäre Konfiguration einarbeiten, aber es macht, was es soll: Mails an voreingestellte Benutzer streuen. Und das auf meinem Mail-Server und nicht bei Yahoo.
Podcast-Player und -Publisher
Derzeit benutzen wir noch das WordPress-Plugin „PowerPress“ der Firma „RawVoice“, in dem ein Publisher und ein Player mit dabei ist. Das läuft alles sehr gut, aber zufrieden bin ich damit nicht vollends. Viel interessanter und vor allem sympathischer finde ich das Projekt „Podlove“ von Tim Pritlove, der als Chaos Computer Club Mitglied den Open Source Gedanken lebt. Sein Projekt soll das Podcasten weiter bringen und sie werkeln fleißig daran ihren vorhanden Player und Publisher immer besser zu machen. Sehr informativ dazu ist die Folge 9 vom Schwarmtaler-Podcast, in dem Tim zu Gast ist und ausführlich über Podlove-Projekt berichtet. Wenn ich mal etwas mehr Zeit habe, werde ich den Sprechanfall von PowerPress zu Podlove migrieren.
Neben dem Blog und der Podcasterei, versuche ich privat viel mehr alternative Software zu benutzen und bewusster im Netz herum zu surfen, aber das ist erst mal ein anderer Schnack.
Soweit so gut, bleibt sicher und frei und nutzt mehr Open Source! 😉